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Was Gemeingüter sind und wie mit ihnen umzugehen sei, ist eine Frage, die in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zunehmend in den Fokus öffentlicher Debatten rückte und in unserer digitalen Gegenwart weiter an Brisanz gewinnt. Angestoßen durch ein neues Bewusstsein für die Begrenztheit natürlicher Ressourcen avancierte der Gemeingüterbegriff seit den späten 1960er Jahren zu einem utopisch aufgeladenen Kernkonzept im neu entstehenden Nachhaltigkeitsdiskurs, mit dem sich rein ökonomische, auf quantitatives Wachstum ausgerichtete Perspektiven sowohl in Frage stellen als auch ergänzen ließen. Auf der einen Seite zielten Umweltaktivist:innen mit ihren Appellen an die schonende Nutzung natürlicher Ressourcen als Gemeingüter auf mehr staatliche Regulierung umweltschädlicher Industrien. Auf der anderen Seite forderten Vertreter:innen neoliberaler Politiken die Privatisierung etwa von Wäldern und Wiesen, um so jenes Verantwortungsgefühl überhaupt erst zu schaffen, das allen Nicht-Besitzer:innen angeblich fehle. Schon im Jahr 1968 schrieb der amerikanische Biologe Garrett Hardin in seinem Artikel „The Tragedy of the Commons“ für das Wissenschaftsmagazin Science, dem Problem der Übernutzung frei verfügbarer Güter sei entweder durch staatliche Regulierung oder durch Privatisierung beizukommen, nicht aber mit einem Appell ans öffentliche Gewissen oder einen vermeintlichen Gemeinsinn. Dabei war es gerade die in Reaktion auf Hardins überaus einflussreiche These in Gang kommende Gemeingüterforschung, die die Existenz eines solchen Gemeinsinns geradezu entdeckte und damit das bis dahin in der Ökonomie vorherrschende Menschenbild in Frage stellte. Die seit den frühen 1980er Jahren boomende Wissensproduktion rund um das Thema ‚Gemeingüter‘ hat einerseits zur Herausbildung eines neuen Konzepts von Governance geführt, dem gemäß private Akteure jenseits von Staat und Markt lokal spezifische Kooperationsformen entwickeln, um in einer zunehmend komplexer werdenden Welt effizient und zugleich nachhaltig zu wirtschaften. Sie hat zum anderen aber auch zur Herausbildung eines globalen Verantwortungsbewusstseins beigetragen, auf dessen Grundlage neue Formen internationaler Zusammenarbeit entstanden sind. Neben materiellen Gütern geht es dabei seit den 1990er Jahren zunehmend auch um Themen wie Biodiversität, geistiges Eigentum und Wissen. Beteiligt sind an dieser interdisziplinär betriebenen Forschung die Politikwissenschaft, die Ökonomie, die Entwicklungsforschung und die Umweltwissenschaften, aber auch die Rechtswissenschaft, die Geographie und die Anthropologie. Das Forschungsprojekt untersucht mit besonderem Blick auf die drei erstgenannten Disziplinen den Aufstieg dieses neuen Wissens und nimmt dabei jene Transformationen in den Blick, die im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zu einem Wandel gouvernementaler Leitvorstellungen führten. Gezeigt werden soll, dass es sich bei der häufig konstatierten Erosion des Gemeinsinns seit den 1970er Jahren weniger um einen Niedergang als um einen grundlegenden Wandel handelte, der sich aufzuarbeiten und besser zu verstehen lohnt.
The project explores the emergence of will psychology in fin de siècle Germany and its transformation to motivation psychology during the Cold War era. It attempts to show how the philosophically charged concept of will was gradually transformed into an object of empirical research and asks what this meant for our understanding of human nature and our understanding of politics. By linking the scientification of will to well researched discourses of fatigue, alienation, degeneration and wholeness, the project aims to situate „will talk“ around 1900 in a broader cultural context during high modernity just as it tries to link „motivation talk“ since the 1950s to Cold War worries over economic dominance, systemic competition and cultural pluralism. The project focuses both on the production of knowledge about human action (especially by Wilhelm Wundt, Narziß Ach, Kurt Lewin, David McClelland, Heinz Heckhausen) as well as on how the concept of motivation was put into practice by psychologists themselves. While David McClelland in the United States - one of the two protagonists portrayed - became active in developmental politics in the Global South, Heinz Heckhausen - the other case study - tried to influence educational policies in West Germany from pre-school to university. Both were scientific political activists, personally engaged in spreading an entrepreneurial understanding of the self, which at its core was about cultivating a new type of fear as driver to individual and national productivity. The project tries to link the history of science with the history of neoliberal politics by arguing that the emergence of motivation psychology was partly about establishing structures of inequality in the name of „equal opportunity“, „self-realisation“ and „inclusion“.
Geschichte der modernen Humanwissenschaften seit dem späten 19. Jahrhundert, insbesondere Geschichte des psychologischen, wirtschaftlichen und anthropologischen Denkens, Geschichte des Kalten Krieges, Geschichte der USA und Deutschlands im 20. Jahrhundert